Klimaschutzziel soll vorzeitig erfüllt werden.
Das Land Hessen fördert die energetische Sanierung der Gebläsestation der Kläranlage Nidda mit über 200.000 Euro.
Eine Kläranlage ist eine hoch komplexe Einrichtung, die viel Energie braucht – im Falle der Kläranlage Nidda sind es fast 1 Million Kilowattstunden im Jahr. Ein großer Teil davon entfällt auf die Belüftung der Klärbecken. Dabei wird über sogenannte Belüfterplatten Sauerstoff in die Becken gepumpt, der für die Bakterien überlebenswichtig ist, die Schadstoffe im Abwasser wie etwa Fette und Öle zersetzen. Die Kläranlage Nidda reinigt die Abwässer der Städte Schotten und Nidda und hat rund 800 solcher Belüfterplatten in ihren zwei Belebungsbecken verbaut. Diese sollen nun durch moderne, viel energieeffizientere Modelle ersetzt werden. Das fördert das Land Hessen mit über 200.000 Euro.
Betrieben wird die Kläranlage Nidda vom Abwasserverband Oberhessen (avoh), der zum Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe gehört. Der avoh-Verbandsvorsitzende Joachim Arnold, seine Stellvertreterin Susanne Schaab und Beisitzer Oswin Veith nahmen den Förderbescheid des Landes Hessen erfreut entgegen. „Aufgrund des hohen Stromverbrauchs ist die Energieeffizienz für den avoh bereits seit mehr als zehn Jahren ein zentrales Thema seines Handelns. Als regionaler Abwasserverband tragen wir in besonderer Weise Verantwortung und setzen daher auf einen möglichst effizienten Energieeinsatz bei der zentralen Reinigung der anfallenden Abwässer“, sind sich alle einig.
Von den rund 930.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr (kWh/a), die die Kläranlage beim Betrieb verbraucht, werden bereits rund zwei Drittel auf dem Gelände selbst durch regenerative Energieanlagen erzeugt, nämlich durch drei PV-Anlagen und ein Blockheizkraftwerk. Zur weiteren Verbesserung der Energieeffizienz wurde im Jahr 2021 eine Potenzialstudie zur energetischen Optimierung in Auftrag gegeben, die vom Bundesumweltministerium im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative mit 20.000 Euro gefördert wurde. Die theoretische Energieeinsparung wurde in der Studie mit 100.000 kWh/a ermittelt. Matthias Seum, Verbandsingenieur und stellvertretender Geschäftsführer des Verbandes, erklärt die Details: „Allein durch den Ersatz der Gebläsestation durch hocheffiziente Aggregate – das sind vier 15 Jahre alte Kompressoren – und neue Belüfterplatten in den zwei Belebungsbecken sollen rund 60.000 kWh/a gespart werden.“ Das Land Hessen übernimmt bis zu 70 Prozent der Projektkosten. Fördermittelgeber ist das Hessische Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt, Weinbau, Jagd und Heimat im Rahmen des Klimaplans Hessen.
Damit ist der avoh mehr als auf einem guten Weg, die Kommunalabwasserrichtlinie der EU, die in diesem Frühjahr novelliert wurde, zu erfüllen. „Die EU will bis 2050 klimaneutral sein, bis 2045 soll der energieintensive Abwassersektor die Gesamtenergie über erneuerbare Energien decken. Ein Zwischenziel ist die Deckung von 70 Prozent des Verbrauchs bis 2040. Das erfüllen wir nun schon bald nach dem Austausch der Technik“, blickt Matthias Seum voraus.